Österreich und Irland stürzen im Lese-Ranking ab

Wer gehört zu den Siegern, wer zu den Verlierern? Und welche Rolle spielen Sozialstatus, Migrationshintergrund und Geschlecht bei der Lesekompetenz?

s erste Domäne war das Lesen - nach dem PISA-Test im Jahr 2000 - nun bereits zum zweiten Mal Erhebungsschwerpunkt. Dabei haben Südkorea mit 539 und Finnland mit 536 Punkten die Latte für alle anderen OECD-Länder wieder sehr hoch gelegt. Das drittplatzierte Kanada hinkt mit 524 Punkten schon deutlich hinterher. Den Top-Score aller 65 teilnehmenden Länder erreichte Shanghai mit 556 Punkten.

Österreich ist einer der großen Verlierer bei der Leseerhebung. Mit 470 Punkten gehören die heimischen Schüler gemeinsam mit der Türkei (464), Chile (449) und Mexiko (425) zu den Schlusslichtern. Den letzten Platz im allgemeinen Lese-Ranking belegt Kirgistan mit 314 Punkten.

Der größte Aufsteiger ist Chile: Mit einem Plus von 40 Punkten gegenüber der PISA-Studie 2000 ist Chile jenes Land, das 2009 am stärksten die Lesekompetenz seiner Schüler steigern konnte. Deutliche steigern konnten sich auch Israel (plus 22 Punkte), Polen (21) und Portugal (19).

Bitterer Absturz für Österreich und Irland

Den größten Absturz musste Irland hinnehmen: Im Vergleich der beiden Studien 2000 und 2009 verlor Irland mit 31 Punkte. An zweiter Stelle rangiert bereits Österreich mit einem Minus von 22 Punkten, wobei die OECD aufgrund des Schülerboykotts bei der Testung im Vorjahr keine langfristigen Vergleiche der Österreich-Ergebnisses macht.

Der Zusammenhang zwischen dem sozialen Status der Eltern und den Schülerleistungen ist in Österreich im OECD-Vergleich besonders hoch. Beim Lesen erreichten Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss 399 Punkte, Kinder von Maturanten 483 und Akademikerkinder 520 Punkte (Österreich-Mittelwert: 470 Punkte). Im Vergleich mit PISA 2006 ist der Einfluss des familiären Umfelds noch höher geworden.

Anzahl der Risikoschüler gestiegen

Auch die Anzahl der Risikoschüler im Bereich Lesen ist stark gestiegen. 28 Prozent der 15 bzw. 16-jährigen Österreicher können nicht sinnerfassend lesen. Zum Vergleich: Der OECD-Durchschnitt liegt bei 19 Prozent, in Südkorea und Finnland sind es sechs bzw. acht Prozent.

Viele Lese-Spitzenreiter gibt es hingegen in Neuseeland (16 Prozent) und Finnland (15 Prozent). In Österreich landen fünf Prozent in der Spitzengruppe (OECD: sieben Prozent).

Eine besonders große Rolle hinsichtlich der Lesekompetenzen spielt neben dem Sozialstatus auch der Migrationshintergrund. Mit einer Differenz von durchschnittlich 68 Punkten gehört Österreich zu den drei OECD-Ländern mit den größten Leistungsunterschieden zwischen Einheimischen und Migranten. Einheimische erzielen (mindestens ein Elternteil bereits in Österreich geboren) im Schnitt 482 Punkte, Migranten der zweiten Generation (Kinder in Österreich geboren, Eltern zugewandert) 427 Punkte und Migranten erster Generation (Kinder noch im Ausland geboren) 384 Punkte.

Auch das Geschlecht spielt eine große Rolle. Lesen ist eine Mädchen-Domäne. In allen 38 OECD-Staaten bringen Mädchen bessere Leistungen als Burschen. In Österreich liegt der Vorsprung der Mädchen bei 41 Punkten.

Bei der Befragung im Rahmen des PISA-Tests gaben 61 Prozent aller Burschen an, niemals in ihrer Freizeit "zum Spaß" zu lesen. Auch den österreichischen Mädchen macht Lesen weniger Spaß als Jugendlichen in anderen Ländern. Zu kurz kommt auch die Leseförderung in der Schule: Die Lehrer würden kaum verlangen, das Gelesene zu reflektieren oder mit eigenem Vorwissen in Verbindung zu bringen, so die Aussage der Schüler. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider: Im "Ermitteln von Informationen" erlangten die österreichischen Schüler noch 477 Punkte, beim "Kombinieren" nur noch 471 und beim "Reflektieren" von Texten gar nur 463 Punkte.

Die Nase vorn haben die Buben in der Mathematik: Hier erreichen sie um 19 Punkte mehr als die Mädchen. In den Naturwissenschaften erreichen die Burschen nur einen (statistisch nicht signifikanten) Vorsprung von acht Punkten.

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