Lehrerbildung: Pädagogische Hochschulen rüsten auf

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Das neue Dienstrecht für PH-Lehrende ist fix, bereits ab dem Studienjahr 2012/2013 sollen staatlich finanzierte Masterprogramme angeboten werden. Der Weg zur neuen Lehrerausbildung ist dennoch weit.

Wien. Das Zepter, das die Pädagogischen Hochschulen (PH) im Bereich Volks- und Hauptschullehrerausbildung in der Hand halten, wollen sie sich nicht entreißen lassen. Für den Fall, dass die Lehrerausbildung in einigen Jahren wie geplant unter einem gemeinsamen Dach stattfindet, rüsten die PH bereits jetzt auf. Anstelle sogenannter „Schools of Education“, die Teil der Universitäten sein sollen, bevorzugt die Mehrheit der 14Pädagogischen Hochschulen eine Aufwertung der eigenen Institution zur Pädagogischen Universität. Der erste Schritt dazu ist getan: Die Lehrenden an den PH bekommen ein neues Dienstrecht – das wurde am vergangenen Dienstag im Ministerrat beschlossen.

Entscheidend soll diese Änderung für die Positionierung der Pädagogischen Hochschulen sein. Das bislang kritisierte Manko einer zu geringen Konzentration auf die Forschung soll dadurch ausgeglichen werden. Anders als zuvor gehört neben der Lehre nun auch die Forschung zur Grundaufgabe eines PH-Lehrenden. Auch die bisherige „Schulferienregelung“ musste aufgrund dieser Bestrebungen weichen. Ersetzt wurde sie durch ein Jahresarbeitszeitmodell mit fünf Wochen Urlaub. Um den Anteil habilitierter Akademiker unter den PH-Lehrenden zu erhöhen, erleichtert das neue Dienstrecht eventuelle akademische Fortbildungen.

Künftig wird auch die Anstellung von Quereinsteigern, die keine Lehramtsausbildung absolviert haben, möglich sein. Damit wollen sich die Pädagogischen Hochschulen den Universitätsprofessoren öffnen, deren Anstellung für eine Aufwertung zur Pädagogischen Universität notwendig sein wird. In Kraft treten soll das neue Dienst- und Besoldungsrecht bereits am 1.Oktober kommenden Jahres. Anders als beim neuen Dienstrecht für Lehrer, das derzeit verhandelt wird, wird das der PH nicht nur für Neuanstellungen, sondern für alle Lehrenden gelten.

PH wollen Master anbieten

Schon bald soll der nächste Schritt folgen: Bereits ab dem Studienjahr 2012/2013 sollen auch an den Pädagogischen Hochschulen staatlich finanzierte Masterprogramme angeboten werden, so die Vorstellung von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Bislang durften die PH derartige Programme ausschließlich kostenpflichtig und unter dem Titel „Fortbildung“ anbieten. Laut Plan des Ministeriums sollen vorerst aber nur drei Masterprogramme zur Auswahl stehen: „Mentoring“, „Schulmanagement“ und „Kollektives Lernen und Lehren“. Von fachlichen Masterstudien – beispielsweise für den Bereich Mathematikdidaktik – ist noch nicht die Rede.

Im Wissenschaftsministerium ortet Ministerin Schmied jedenfalls „Gesprächsbereitschaft“ – das sei wichtig, da die Einführung von regulären staatlichen Masterstudien eine Änderung des Hochschulgesetzes voraussetzt. Im Wissenschaftsministerium selbst will man das aber nicht bestätigen.

Derzeit laufen an den Pädagogischen Hochschulen sogenannte Potenzialanalysen. Dabei soll festgestellt werden, an welchem Studienort die Einführung des Masterprogramms bereits möglich wäre. Bis Ende Jänner können die einzelnen PH ihre Vorschläge vorlegen. Noch im Februar wird der zuständige Entwicklungsrat eine Auswahl treffen, bis Mai sollen die PH dann ein fertiges Curriculum für den jeweiligen Master ausarbeiten.

Mehrere Punkte noch strittig

Trotz der merklichen Veränderungen im PH-Sektor ist der Weg zu einer gemeinsamen Lehrerausbildung aber noch ein weiter. Prinzipiell ist es Aufgabe der PH und der Unis, sich am jeweiligen Standort für eine Kooperationsform zu entscheiden (siehe Faktenkasten). Die Basis dafür muss allerdings erst von Wissenschafts- und Unterrichtsministerium geschaffen werden – eine Einigung der beiden Ressorts ist derzeit nicht in Sicht. Wer für die neuen Institutionen zuständig sein soll, ist ebenso strittig wie die Frage nach dem Ausmaß der Autonomie.

Auf einen Blick

Mit der neuen Lehrerausbildung soll die bisherige Trennung zwischen pädagogischen Hochschulen (PH) und Unis aufgehoben werden. Federführend soll nur eine der beiden Institutionen sein. Welche das sein wird, hängt vom jeweiligen Standort ab. Möglich ist die Aufwertung der PH zur pädagogischen Uni, oder die Errichtung sogenannter „Schools of Education“ – eigener Fakultäten für Lehrerausbildung an den Unis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2011)

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