Wien: Die Schulen müssen sparen

(c) Clemens Fabry
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Wiens Pflichtschulen müssen ab 1.März Lehrerstunden einsparen. Bis Juni müssen die Kosten für 160 Vollzeitstellen eingespart werden. Das könnte vereinzelt Ausfall von Unterricht bedeuten.

Wien/Stu. Es ist ein Schreiben in bestem Amtsdeutsch, dessen Inhalt für Aufregung sorgt. Unter dem Titel „Reduktion des Planstellenverbrauchs ab 1. März“ teilte der Stadtschulrat den Schulen am Montag in einem Schreiben mit, dass von März bis Juni mindestens 160 Vollbeschäftigungsäquivalente eingespart werden müssen.

Soll heißen: Die Stadt hat im heurigen Schuljahr 80 Pflichtschullehrer zu viel angestellt. Da der Bund nur das vereinbarte Kontingent bezahlt, müssen die Kosten für diese 80 Dienstposten bis Schulende eingespart werden.

Um diese Einsparungen zu erreichen, hat der Stadtschulrat mehrere Maßnahmen vorgeschlagen: In der Neuen Mittelschule, dem ideologischen Flaggschiff der SPÖ (derzeit ein Schulversuch), sollen in einigen Fächern nicht mehr zwei Lehrer, sondern nur mehr ein Lehrer unterrichten. Integrationsklassen, in denen zwei Lehrer unterrichten, sollen laut Reinhard Grunden, Leiter des Personalmanagements im Stadtschulrat, nicht betroffen sein.

Die Stundenreduktion könnte aber dazu führen, dass vereinzelt der Unterricht ausfällt – weil im Krankheitsfall nicht suppliert wird. Das betreffe nicht Pflichtfächer, aber „Randstunden“. Ist etwa der Turnlehrer krank, entfällt die Turnstunde und die Schüler dürfen später in die Schule kommen. Auch unverbindliche Übungsstunden stehen auf dem Prüfstand.

Dazu kommt: Jene Lehrer, die ihre 20 (unbezahlten) Supplierstunden noch nicht abgeleistet haben, sollen bei Supplierungen bevorzugt herangezogen werden; ungeachtet der geprüften Unterrichtsgegenstände. Das könnte theoretisch dazu führen, dass plötzlich ein Turnlehrer als Mathematiklehrer aktiv werden muss. Dazu werden Dienstreisen und Fortbildungsveranstaltungen für die Wiener Lehrer gestrichen.

Einige Stundenpläne neu

Direkte Auswirkungen auf die Schüler wird der Sparkurs an einigen Schulen haben. Durch die Umschichtungen werden einige Stundenpläne neu erstellt werden müssen. VP-Bildungssprecher Wolfgang Aigner, selbst Lehrer, ist empört: „Es sollen teilweise auch Gruppen zusammengelegt, also mehr Schüler von einem Lehrer unterrichtet werden.“ Die Schüler würden nun leiden, weil Wien nicht bereit sei, die zu viel eingestellten Lehrer aus dem eigenen Budget zu bezahlen. Bürgermeister Michael Häupl als Präsident des Stadtschulrates müsse eingreifen.

Im Stadtschulrat wehrt man sich gegen den Vorwurf der Fehlplanung: Der Stellenplan des Bundes liege erst Mitte des Schuljahres vor, davor könne man nur mit einem provisorischen Plan agieren. In den vergangenen Jahren hätte das gut funktioniert: Heuer hätte sich aber wegen verschiedener Umstände eine Differenz bei den Lehrerdienstposten ergeben.

Auf einen Blick

Zu viele Lehrer. Die Stadt Wien hat im heurigen Schuljahr mehr Pflichtschullehrer angestellt, als der Bund bezahlt, wie der nun vorliegende Dienststellenplan zeigt. Die Kosten für diese Lehrer müssen durch mehrere Maßnahmen bis Ende des Schuljahres wieder eingespart werden. So könnten im Krankheitsfall Nichtpflichtfächer entfallen anstatt suppliert zu werden. In der Neuen Mittelschule könnte statt zwei Lehrern nur mehr einer in der Klasse stehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2011)

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