Eltern wehren sich gegen politischen Einfluss

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Das Burgenland verweigert dem Elternverband die Unterstützung, weil dieser die Neue Mittelschule nicht befürwortet. Die Landesregierung hat bis zum heutigen Tag alle Ansuchen um Kooperationen abgelehnt.

Eisenstadt. Eine finanzielle Unterstützung, um eine Halbtagskraft als Sekretärin anzustellen, einen Büroraum – oder die Übernahme von Portokosten: Es sind keine Unsummen, die sich der „Landesverband der Elternvereine Burgenland“ vom Landesschulrat oder der Landesregierung wünscht, um die Interessen der Eltern in der Schulpartnerschaft besser vertreten zu können. Und dennoch hat die Landesregierung – im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern – bis zum heutigen Tag alle Ansuchen um Kooperationen abgelehnt.

Die Elternvertreter vermuten dahinter politisches Kalkül: „Beim Landesschulrat, der durch und durch parteipolitisch handelt, sind Kritiker nicht gerne gesehen“, sagt Obfrau Susanne Schmid im Gespräch mit der „Presse“. Auch vom Informationsfluss seien die Elternvertreter daher ganz bewusst abgeschnitten. Tatsächlich scheint sich die Landesregierung die Unterstützung der Eltern erkaufen zu wollen. Diese Vermutung legt ein E-Mail-Verkehr des Elternverbandes mit dem Büro von Landeschef Hans Niessl (SPÖ) nahe: Eine Unterstützung, heißt es in dem Mail, das der „Presse“ vorliegt, setze voraus, dass es „wirklich zu einer unmissverständlichen Zusammenarbeit“ komme. Leider sei eine solche „nicht in optimaler Weise gewährleistet“.

Kritik an fehlenden Mitteln für AHS

Konkret stört sich der Landeshauptmann daran, dass die Elternvertreter dem „Herzstück der Bildungsreform“, also der Neuen Mittelschule, bis heute kritisch gegenüberstehen: Man finde es „weder passend noch die Meinung der Experten, Lehrer und Eltern vertretend, wenn der Landesverband diese Entwicklung öffentlichkeitswirksam ablehnt“, heißt es in dem Schreiben. Bevor es also zu einer Kooperation kommen könne – so der implizite Hinweis – müsse „als Basis eine einheitliche Bildungsstrategie vorherrschen“.

Die Elternverteter sind darüber erzürnt: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Bildungspolitik der Regierung uneingeschränkt zu befürworten. Wir sind über- und unparteilich. Unsere Aufgabe ist es, die Elternvertreter in ihrer Arbeit zu unterstützen“, sagt Schmid. Heftige Kritik übt sie zugleich daran, wie die Neue Mittelschule im Burgenland umgesetzt wird: Während die NMS forciert werde, hungere man die Gymnasien aus. Man habe die Werteinheiten für AHS gekürzt, so Schmid. Die vorgeschriebene Klassenschülerhöchstzahl sei an vielen Standorten überschritten.

Wer im Burgenland AHS-Lehrer werden will, werde zudem vom Landesschulrat „gezwungen“, sich auch bereit zu erklären, an NMS zu unterrichten, so Schmied. Immer mehr Junglehrer würden daher lieber nach Wien ausweichen. In den burgenländischen AHS müsse man im Gegenzug daher auf Überstunden und nicht fertig ausgebildete Lehramtsstudenten setzen, sagt die Obfrau. „Was nicht ausgebildete oder überarbeitete und frustrierte Lehrer für die Qualität des Unterrichts bedeuten, muss ich nicht erklären. Die Schüler müssen das ausbaden.“

Die NMS lehne sie nicht kategorisch ab, sagt Schmid: „Ich will Gleichberechtigung. Kleingruppen, Teamteaching und projektbezogener Unterricht sollen auch an den AHS umgesetzt werden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2011)

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