Bloß das letzte Kapitel des Niedergangs

Bloss letzte Kapitel Niedergangs
Bloss letzte Kapitel Niedergangs(c) Löcker Verlag
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Bildungswissenschaftler Erich Ribolits dekonstruiert in seinem Buch, das streckenweise einen Manifest-Charakter annimmt, die ehemals heile Bildungswelt. Bildung sei nicht erst im Neoliberalismus zur Ware geworden.

Effizienz ist das Schlagwort, das jeden Ruf nach einer Bildungsreform unweigerlich begleitet. Das Studium soll nicht nur weniger Zeit und Geld kosten, auch die Relation von erworbener und am Arbeitsmarkt verwendbarer Bildung soll möglichst ausgeglichen ausfallen. Das ist nicht jedermanns Sache: Bildung statt Ausbildung, skandierten also die Studenten, die vor fast zwei Jahren aus dem besetzten Audimax der Uni Wien eskortiert wurden.

Das reicht aber nicht, schreibt Erich Ribolits, Bildungswissenschaftler an der Uni Wien und Sympathisant der Proteste. Ja, Bildung werde fast nur noch ökonomisch argumentiert. Doch Gegner würden dazu neigen, „von einer ehemals heilen Welt der Bildung zu schwärmen“. Diese dekonstruiert Ribolits in seinem Buch, das streckenweise den Charakter eines Manifests annimmt. Stoßrichtung: Bildung bzw. das, was sich dafür ausgebe, sei nicht erst im Neoliberalismus zur Ware geworden. „Sie ist Ware, seit der Besuch von Schulen und Universitäten nicht mehr nur einer privilegierten Minderheit vorbehalten, sondern zum Aufstiegsvehikel im Kampf um vorteilhafte gesellschaftliche Positionen geworden ist.“ Neu sei bloß die Intensität der Konkurrenz.

Soll die emanzipatorisch-kritische und potenziell transformatorische Bildungsidee reanimiert werden, brauche es mehr als den pathetischen Ruf nach Bildung statt Ausbildung. Das Problem sei der Konkurrenz-Kapitalismus per se. Die einzige Lösung – und hier findet Ribolits zurück zu seinem vorigen Buch („Bildung ohne Wert“): Bildung muss als etwas begriffen werden, das wertlos ist und deshalb nicht der Verwertung anheim fallen kann.

Erich Ribolits: Bildung - Kampfbegriff oder Pathosformel. Über die revolutionären Wurzeln und die bürgerliche Geschichte des Bildugnsbegriffs. Löcker Verlag, 154 Seiten, 19,80 €.

(beba)

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