Mehr Geld für Schulen mit benachteiligen Kindern

(Clemens Fabry)
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Die Armutskonferenz will, dass die soziale Situation der Eltern das Schulbudget beeinflusst.

Wien/Apa/Red. Die soziale Situation der Eltern soll Einfluss auf das Budget einer Schule haben. Das forderte gestern, Dienstag, die Armutskonferenz. Schulen, die einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülern haben, würden dadurch mehr Geld bekommen. Konkret soll ein sogenannter Sozialindex bestimmen, wie viel Geld ein Standort bekommt.

„Derzeit sind sozial benachteiligte Schüler doppelt benachteiligt“, sagt der Soziologe Johann Bacher von der Uni Linz, der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt. Einerseits könnten ihnen ihre Eltern weniger in der Schule helfen, andererseits besuchen sie gleichzeitig Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern aus sozioökonomisch schwachen Familien. Derzeit weisen laut Bacher elf Prozent der Volksschulen, 17 Prozent der Hauptschulen und zwei Prozent der AHS eine hohe soziale Benachteiligung auf.

Der Index, den Bacher mit seinem Team entwickelt hat, sieht folgendermaßen aus: Für einen Schüler, der in puncto Bildungsstand, Beruf und Migrationshintergrund der Eltern benachteiligt ist und eine andere Umgangssprache hat als Deutsch, erhält eine Schule doppelt so viel Geld. Trifft nur einer der vier Punkte zu, bekommt die Schule 25 Prozent extra. Das Ausmaß der Zusatzförderung sei aber gestaltbar und letztlich eine politische Entscheidung. Das Geld soll laut Bacher von der Schule möglichst autonom verwendet werden können.

Ministerium evaluiert Modelle

Durch die Vergabe der Mittel nach dem Sozialindex könnte die Vererbbarkeit von Armut reduziert, schwächere Schüler besser gefördert und manche Schulstandorte für mittlere und höhere Einkommen wieder attraktiv gemacht werden, so Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich.

Tatsächlich befasst sich das Unterrichtsministerium bereits mit dem Thema. Wie „Die Presse“ berichtete, werden derzeit internationale Vorbilder evaluiert. Realistischerweise wäre eine Umsetzung aber ohnehin erst in der nächsten Legislaturperiode möglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2013)

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