Jeder zweite Schüler verlässt die berufsbildenden mittleren Schulen ohne den geplanten Abschluss. An den AHS-Oberstufen bricht knapp ein Viertel der Schüler ab.
Wien/Beba. Je nach Schulform brechen bis zu 50 Prozent der Schüler die ursprünglich geplante Schulbildung ab. Das zeigt der Bericht „Bildung in Zahlen“ der Statistik Austria. Die Statistik verfolgt dafür die Laufbahn jener rund 75.000 Schüler, die im Herbst 2006 in die neunte Schulstufe kamen.
Besonders drastisch ist die Situation demnach an den berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) – etwa Handelsschulen oder HTL-Fachschulen. Jeder zweite Schüler verlässt diese Schulen ohne den ursprünglich geplanten Abschluss: An den vierjährigen BMS sind es mit 50,6 Prozent noch etwas mehr als an den dreijährigen BMS (48,4 Prozent, siehe Grafik oben).
Etwas höher ist die Erfolgsquote an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS). Auch dort fällt aber ein Drittel der Schüler ohne einen erfolgreichen Abschluss aus der Schule bzw. wechselt in eine andere Schulform oder eine Ausbildung. Fazit ist: Nur gut die Hälfte der BHS-Schüler (57 Prozent) hat den Abschluss nach fünf Jahren geschafft. Die restlichen knapp zehn Prozent wiederholen die letzte Klasse.
Auch an den AHS-Oberstufen geht ein Teil der Schüler im Laufe der vier Jahre verloren: Auf Anhieb schaffen die Matura nur knapp 68 Prozent. Fünf Jahre nach dem Start der fünften Klasse haben schließlich drei Viertel der Schüler maturiert (auch die erfolgreichen Wiederholer werden hier gezählt). 23 Prozent der AHS-Oberstufenschüler haben die Schule abgebrochen oder wechselten in eine andere Ausbildung.
Viele weichen dem „Poly“ aus
Dass die Zahl der Abbrecher bzw. Aussteiger stets nach der neunten Schulstufe am höchsten ist, ist auffällig: An den AHS-Oberstufen hat nach einem Jahr jeder zehnte Schüler abgebrochen, an den BHS jeder sechste, an den BMS verlässt nach dem ersten Jahr gar jeder dritte Schüler die Schule.
Das ist allerdings kein Zufall, sondern zeigt einmal mehr das Problem mit der neunten Schulstufe: Viele Schüler nutzen ein Schuljahr an weiterführenden Schulen – vor allem an berufsbildenden mittleren Schulen –, um das letzte Jahr ihrer Schulpflicht abzuleisten, zugleich aber der unbeliebten Polytechnischen Schule auszuweichen.
Dass dies keine bloße Annahme ist, wird deutlich, wenn man den weiteren Bildungsweg dieser Schüler verfolgt: Von jenen, die die BMS nach der ersten Klasse abbrechen, wechseln zwei Drittel an eine Berufsschule und somit in eine Lehrausbildung – die Hälfte von ihnen hat ein positives Zeugnis und dürfte sogar in die nächste Klasse aufsteigen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2013)