Kindergarten neben Schule muss weg

Children play at their Kindergarten in Hanau
Children play at their Kindergarten in HanauREUTERS
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Ein Kindergarten neben einer Schule am Alsergrund wird aufgelöst, weil Platz gebraucht wird. Gleichzeitig propagiert die Stadt Wien den Ausbau von Campusschulen.

Wien. Vergangene Woche hat die Stadt Wien ein neues Großprojekt präsentiert – bis 2023 baut die Stadt elf neue Campusschulen. Gemeint sind Standorte, an denen Kindergarten und Schule an einem Ort zusammengefasst werden und dann ganztägig und ganzjährig geführt werden. Rund 700 Mio. Euro werden dabei investiert. Doch während in einem Teil der Stadt ausgebaut wird, wird ein bereits bestehender Standort, der genau nach diesem Prinzip funktioniert, wieder aufgelöst.

Die Rede ist vom Kindergarten in der Währinger Straße 43 neben dem Arne-Carlsson-Park im neunten Bezirk – er wird im Herbst geschlossen, weil dort eine Ganztagsschule untergebracht werden muss. Allerdings ist der Kindergarten eingebettet in den Komplex „Schule im Park“. Soll heißen: Im gleichen Gebäude wie der Kindergarten befinden sich auch die Volksschule und ein Hort.

Die Eltern der betroffenen 126Kinder sind nun verärgert. „Bei der Anmeldung zur Krippe wurde uns noch vorgeschwärmt, dass wir die Kinder bis zum Eintritt ins Gymnasium dort lassen können. Jetzt ist die ganze Planung hinüber“, sagt ein Vater, der seinen Namen nicht in der „Presse“ lesen möchte.

„Umweg von 30 Minuten“

Der künftige Standort ist ein neuer Kindergarten in der Lustkandlgasse 50, also 13 bis 15 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt. „Das ist ein Umweg von 30Minuten am Tag“, sagt der Vater. Besonders Alleinerzieher mit mehreren Kindern befürchten nun Verspätungen, wenn sie sowohl Kindergarten als auch Volksschule ansteuern müssen.

Hinzu käme, dass bis heute nicht klar ist, wann der Kindergarten genau geschlossen wird. „Es könnte November werden“, heißt es aus dem Büro des zuständigen Stadtrates, Christian Oxonitsch. „Das heißt, dass die Kinder, die neu in den Kindergarten kommen, sich eingewöhnen können und dann erst recht wieder umziehen müssen“, sagt der betroffene Vater. Tatsächlich war es bis vergangenen Dienstag noch möglich, sich online für den Standort in der Währinger Straße anzumelden.

Im Büro Oxonitsch spricht man von einem „Versehen“ und verspricht, den Link für die Anmeldung in der Währinger Straße zu entfernen. Den Umzug des Kindergartens rechtfertigt man mit Platzbedarf. „Wenn eine Ganztagsschule entsteht, reicht es nicht, nur eine Küche zu bauen. Die Kinder brauchen ja Platz für Freizeitaktivitäten“, wird argumentiert.

Die Eltern habe man informiert, als der Umzug fix gewesen sei. Doch genau das ist ein weiterer Kritikpunkt. Denn offiziell erfuhren die Eltern erst vergangenen Montag bei einem Elternabend davon. „Jetzt“, sagt der betroffene Vater, „ist es natürlich zu spät, die Kinder in einem anderen Kindergarten anzumelden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2013)

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