Lehrer leisten 6 Millionen Überstunden

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Lehrer leisten 6 Millionen Überstunden(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Pro Jahr kosten die Überstunden 268 Millionen Euro. Durch die bevorstehende Pensionierungswelle bei Lehrern dürfte sich die Lage noch verschärfen.

Wien/Apa/Red. Die österreichischen Lehrer leisten jährlich rund sechs Millionen Überstunden – das geht auch ins Geld. Pro Jahr kosten diese Mehrdienstleistungen an den Schulen den Staat rund 268 Millionen Euro. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Stronach-Abgeordneten Elisabeth Kaufmann-Bruckberger durch Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hervor.

Die meisten Überstunden fielen demnach vergangenes Schuljahr an den berufsbildenden Schulen (BMHS) an – dort unterrichteten die Lehrer rund 2,41 Millionen Stunden mehr als eigentlich vorgesehen. Kostenpunkt: 114,5 Millionen Euro (siehe Grafik rechts). Es folgen die Pflichtschulen (Volks-, Haupt-, Sonderschule sowie Poly) mit 1,42Millionen Überstunden sowie die AHS mit 1,17 Millionen. Die wenigsten Mehrdienstleistungen fallen an Berufsschulen an.

Laut der Anfragebeantwortung gibt es dennoch keine „auf eine Reduktion der Mehrdienstleistungsstunden fokussierte Strategie“ – in manchen Bereichen, etwa bei den BMHS, sei es notwendig, dass entsprechend ausgebildete Lehrer die Unterrichtsstunden halten.

Doch abgesehen von den normalen, einzelnen Supplierstunden geht es hier auch um Mehrdienstleistungen, die längerfristig angelegt sind. Diese entstehen etwa bei längeren Krankenständen oder wenn von vornherein zu wenige Pädagogen vorhanden sind – Stichwort Lehrermangel.

Wie viele der nun angeführten Überstunden derart dauerhaft angelegt sind, wird in der Anfragebeantwortung nicht gesondert ausgewiesen. Dass jedes Schuljahr Engpässe in bestimmten Fächern bzw. Regionen nur mittels Überstunden abgedeckt werden können, ist aber kein Geheimnis.

Mit der anstehenden Pensionierungswelle bei den Pädagogen dürfte sich die Lage noch zusätzlich verschärfen: Bis zum Jahr 2020 geht laut nationalem Bildungsbericht jeder dritte derzeit beschäftigte Lehrer in den Ruhestand, insgesamt rund 36.500 Pädagogen. Ob das durch junge Lehrer ausgeglichen werden kann, ist – trotz steigender Studentenzahlen im Lehramtsbereich – fraglich.

Rückenwind für Gewerkschaft

Abgesehen davon dürften die aktuellen Zahlen zu den Überstunden den Lehrergewerkschaftern Rückenwind geben, die zuletzt per Plakat unter anderem eine neue Arbeitszeitstudie forderten. Zur nächsten Verhandlungsrunde werden sie neue Argumente mitbringen. Für kommende Woche gibt es bereits einen fixen Termin mit den Ministerinnen Schmied (SPÖ), Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sowie Maria Fekter (ÖVP).

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2013)

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