Sprachförderung: ÖVP bremst bei geplanter Reform

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oeVP bremst geplanter Reform(c) Clemens Fabry
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Während Staatssekretär Kurz darauf pocht, dass Kinder ausschließlich mit ausreichenden Deutschkenntnissen für schulreif erklärt werden, strebt Unterrichtsministerin Schmied eine gelockerte Regelung an.

Wien. Bereits vor einigen Wochen hat eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe ein Maßnahmenprogramm für Sprachförderung in den Kindergärten und Schulen fertiggestellt. Der Öffentlichkeit präsentiert wurde dieses bisher aber noch nicht. Und das, obwohl Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) versprochen hat, das Konzept spätestens Ende März vorzulegen.

Der Grund für die Verzögerung: Zwischen den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP spießt es sich gewaltig. Vor allem im Integrationsstaatssekretariat des für die ÖVP zuständigen Sebastian Kurz dürfte man verärgert sein über die bisherigen Ideen der Unterrichtsministerin. Zu vage und zu unverbindlich seien die Vorhaben Schmieds, heißt es aus der ÖVP. Ganz überraschend kommt die Blockade nicht. Das Verhältnis zwischen Schmied und Kurz ist seit Monaten belastet. Man erinnert sich: Kurz warf der Ministerin damals vor, sein Schulprojekt der „Integrationsbotschafter“ zu blockieren. Diese richtete ihm postwendend aus, dass die Botschafter sehr wohl an Schulen willkommen seien, lediglich die Person Sebastian Kurz nicht.

Ex-ÖVP-Mann für Schmied

Strittig ist bei der neuen Sprachförderung vor allem ein Punkt: Während Kurz darauf pocht, dass Kinder ausschließlich mit ausreichenden Deutschkenntnissen für schulreif erklärt werden, strebt die Ministerin eine gelockerte Regelung an. Der Vorschlag der von Schmied eingesetzten Arbeitsgruppe, der ausgerechnet der schwarze Ex-Landesrat Siegi Stemer aus Vorarlberg vorsteht: Die Entscheidung darüber, ob ein Kind mit schlechten Sprachkenntnissen eine Vorschulklasse besuchen muss, soll an den einzelnen Schulstandorten getroffen werden.

Die Arbeitsgruppe empfiehlt, dass Schüler nur dann in eine eigene Vorschulklasse geschickt werden, wenn am betroffenen Schulstandort viele Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen in der ersten Klasse sitzen würden. Sie sollen dann in einer eigenen Klasse unterrichtet werden. Auf dem Land, wo möglicherweise nur ein Kind wegen schlechter Deutschkenntnisse für nicht schulreif erklärt wird, soll dieses gemeinsam mit den anderen unterrichtet werden. Zusätzlich soll dieses Kind Deutschförderstunden erhalten.

ÖVP fordert klare Bestimmungen

Im Staatssekretariat gibt man sich damit nicht zufrieden – sondern wünscht sich genaue gesetzliche Bestimmungen. Es soll klar geregelt sein, ab welcher Zahl an Schülern mit schlechten Deutschkenntnissen eine eigene Vorschulklasse einzurichten sei.

Eine schnelle Einigung wird somit zunehmend unwahrscheinlicher. Schmied schwebt ein umfassendes Gesamtkonzept vor. Sie will, dass künftig nicht nur Deutschlehrer, sondern Lehrer aller Fächer fit für den Umgang mit Deutschdefiziten der Schüler werden. In der neuen Lehrerausbildung zählen nicht zuletzt deshalb die Bereiche Mehrsprachigkeit, Migration, Interkulturalität zu den Schwerpunkten. Verankert werden soll die Sprachförderung zudem verstärkt auch in den Kindergärten.

Dass der große Wurf noch vor der Nationalratswahl im Herbst gelingen kann, glaubt man (zumindest) im Unterrichtsministerium: Das Konzept solle noch vor dem Sommer präsentiert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2013)

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