Zu teuer: Gemeinden sind gegen akademische Kindergärtnerinnen

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teuer Gemeinden sind gegen(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kritik I. Die Kindergärten schauen entgegen den Versprechen der Regierung bei der Reform der Pädagogenausbildung durch die Finger: Im Elementarbereich soll ein Studium angeboten werden, verpflichtend soll es aber nicht sein.

Wien/J.n. Sowohl Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) als auch Uni-Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) legten stets großen Wert auf eine Feststellung: Sie arbeiten nicht an einer neuen Lehrerausbildung, sondern an einer neuen Ausbildung für alle Pädagogen. Also an einer neuen Pädagogenausbildung, die auch die Kindergärtnerinnen miteinschließt. Jetzt steht es fest: SPÖ und ÖVP können diesem ihrem Anspruch nicht gerecht werden. Denn zur echten Reform der Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen (der Männeranteil ist verschwindend gering) hat es nicht gereicht.

So sieht der Plan der Regierung zwar vor, angehenden Kindergartenpädagoginnen die Möglichkeit einer hochschulischen Ausbildung zu bieten. Eine Verpflichtung dazu wird es aber nicht geben. Immerhin will man die Existenz der Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (Bakip), die derzeit für die Ausbildung verantwortlich sind, nicht gefährden.

Die Gemeinden freuen sich darüber. Denn als Dienstgeber der Kindergartenpädagoginnen halten sie vom Vorhaben, diese auf akademischem Niveau auszubilden, wenig bis gar nichts. „Ich brauche das Personal in dieser Form nicht“, sagt Helmut Mödlhammer (ÖVP), Präsident des Gemeindebunds im Gespräch mit der „Presse“. Die Kindergartenpädagoginnen bräuchten ein „gutes Herz“ und „ein gutes Händchen“ für die Kinder. Die wissenschaftliche Theorie sei in diesem Job weniger wichtig, so Mödlhammer. Er stellt sich damit gegen zahlreiche Experten, die die akademische Ausbildung im Bereich der Elementarpädagogik für essenziell halten.

Adäquate Bezahlung ist unmöglich

Eine entscheidende Rolle dürfte in diesem Zusammenhang die Bezahlung der Kindergartenpädagoginnen spielen. Stellen die Gemeinden akademisch ausgebildetes Personal an, muss dieses auch auf entsprechendem Niveau bezahlt werden. „Das ist unmöglich“, sagt Mödlhammer. Es sei jetzt schon schwierig, alle Kindergärtnerinnen zu entlohnen – und das, obwohl des Einstiegsgehalt von Kindergartenpädagoginnen derzeit mit rund 1700 Euro brutto im Monat vergleichsweise niedrig liege.

Solange sich die Gemeinden als Abnehmer der Elementarpädagogen querlegen, ist eine Ausbildung auf akademischem Niveau – zumindest finanziell gesehen – vergebene Liebesmüh. Dabei wäre die akademische Ausbildung sehr umfangreich: Nach einem vierjährigen Bachelor und einer ein- bis zweijährigen sogenannten Induktionsphase muss auch noch ein ein- bis zweijähriger Master absolviert werden. Zu Beginn des Masters können sich die Studierenden entscheiden, ob sie die Ausbildung zum Primarpädagogen machen – damit erlangen sie die Unterrichtsbefähigung für Sechs- bis Zehnjährige –, oder ob sie sich zum Elementarpädagogen ausbilden lassen. Sie können im Masterstudium auch beide Ausbildungen machen. Damit können sie Null- bis Zehnjährige betreuen und unterrichten.

Das Lehrpersonal fehlt

Der Plan der Regierung – die Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen auf ein akademisches Niveau zu heben – hat noch eine weitere Tücke. Für ein entsprechendes Angebot fehlt sowohl an den Universitäten als auch an den Pädagogischen Hochschulen das Lehrpersonal. Nachdem es bislang nicht ihre Aufgabe war, Pädagogen für die frühkindliche Phase auszubilden, gibt es auf diesem Gebiet österreichweit nur eine einzige Professur – und zwar an der Universität Graz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2012)

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