Das Konzept der Neuen Mittelschule wird ausgehöhlt.
Es brauche „mehr Fantasie“, um die Neue Mittelschule zum Erfolg zu machen, formulierte Karlheinz Töchterle unlängst seine Kritik an der neuen Schulform. Wer einen Blick in die Praxis wagt, wird feststellen, dass der Vorwurf der Fantasielosigkeit der geringste ist, dem sich die selbst ernannte „Reformministerin“ Claudia Schmied stellen wird müssen.
Wenn in Schulen wie jener in Braunau (siehe Bericht links) das hochgelobte Teamteaching nicht – wie geplant – in den sogenannten Hauptfächern passiert, sondern in den Fächern Musik und Bildnerische Erziehung, dann lässt das nur einen Schluss zu: Den eifrigen Strukturreformern in Schmieds Umfeld geht es bei der Zwangsumstellung der Hauptschulen auf Neue Mittelschulen weniger um die Qualität der Schulangebote, sondern eher darum, den Wählern – unabhängig davon, ob die Schulen zur Reform bereit sind – Veränderungswillen zumindest vorzutäuschen. So mancher Direktor wiederum scheint primär auf das zusätzliche Budget zu schielen, das er für die NMS erhält. Sinnvoller Einsatz von Mitteln gerät dabei schon mal zur Nebensache.
Ministerin und Direktoren beschädigen damit nicht nur sich selbst – sondern vor allem die Neue Mittelschule an sich. Das ist schade. Dem Konzept, das als Vorstufe zur Gesamtschule konzipiert ist und das somit ohnehin mit der Gegenwehr jener zu kämpfen hat, die undifferenziert die Überlegenheit der AHS beschwören, wird so vorab die Chance genommen, sich zu beweisen.
Eine nachhaltige Schulreform sieht anders aus.
christoph.schwarz@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2011)